Letztes Mitglied des "Studio der frühen Musik" verstorben

23.08.2022

Nachruf Sterling Jones

Bild: Benjamin Bagby

Mit grosser Anteilnahme müssen wir über den Tod von Sterling Jones (23.8.1929 Waukesha WI / USA – 15.8.2022 München) informieren. Sterling unterrichtete von 1973 bis 1987 Streichinstrumente des Mittelalters und der Renaissance an der Schola Cantorum Basiliensis. Seine musikalischen und musikwissenschaftlichen Studien in den USA und Paris (u.a. mit Nadia Boulanger) schloss er 1960 mit einem Master an der University of Illinois unter George Hunter ab (sein Hauptinstrument war die Viola). Dort begegnete er auch Thomas Binkley und wurde zu einem Gründungsmitglied des legendären «Studio der frühen Musik» bzw. «Early Music Quartet». Das Ensemble hatte seinen Sitz zunächst in München. Als Wulf Arlt in den 1970er Jahren ein Mittelalter-Programm an der SCB etablierte, lud der das «Studio» als «Ensemble in Residence» nach Basel ein. Im Zuge dessen begann Sterling an der SCB zu unterrichten und setzte dies nach der Auflösung des Ensembles bis zu seiner Pensionierung fort.
Ihm kommt das grosse Verdienst zu, die Streichinstrumente des Mittelalters und der Renaissance wohl als erster in ein akademisches Ausbildungsprogramm integriert zu haben; an der SCB wurde dies von Randall Cook und aktuell von Baptiste Romain fortgeführt. Darüber hinaus hat er sich intensiv mit der Geschichte der frühen Streichinstrumente beschäftigt und hierzu publiziert. Am bekanntesten dürfte sein Buch über die Lira da braccio sein (1995) sowie eine Ausgabe der Werke von Tobias Hume in der Reihe Pratica Musicale der SCB (1980).
Sterling war ein zurückhaltender Charakter, aber ein Gentleman, der die feinen Dinge des Lebens liebte, wozu auch sein ‘historisches’ MG-Sportcoupé gehörte. Durch die historische und praktische Auseinandersetzung mit den ältesten Streichinstrumenten hat er ein wichtiges musikalisches Erbe hinterlassen. Dafür ist ihm das Institut sehr dankbar und wird die Erinnerung an ihn pflegen.